7. Zur vorliegenden Edition
Die Manuskripte von Tagebuch und Erinnerungen Heinrich von Vosslers werden im Hauptstaatsarchiv Stuttgart unter der Signatur E 294 B? 6a verwahrt. Die Aufzeichnungen — es handelt sich um Reinschriften mit nur sehr wenigen Autorenkorrekturen — sind in einem in Leder gebundenen, 22 x 25,5 cm gro?en Band ?berliefert. Der Einband weist auf Deckeln, R?cken und Stehkanten Vergoldungen sowie auf den Deckeln je eine Blindpressung auf. Der Buchschnitt ist gelb gef?rbt. Im Band findet sich zun?chst der Text der Erinnerungen unter dem Titel „Meine Schicksale in den Jahren 1812. 1813. und 1814. geschrieben 1828. und 1829. Heinrich VOSSLER aus
Stuttgart“ (S. 1—184). Dann folgt — als Anhang — die Abschrift der im Feld erstellten Aufzeichnungen unter dem Titel „Tagebuch vom 17. Februar 1812. bis Ende M?rz 1814.“ (S. 1—64). Der Band tr?gt auf dem vorderen Vorsatzblatt (R?ckseite) ein Exlibris des zeitweiligen Eigent?mers Cornelius Verheyden de Lancey.
Vossler schrieb seine Texte in einer gut lesbaren, ?sthetisch ansprechenden deutschen Kurrentschrift. Worte lateinischen oder franz?sischen Ursprungs sowie verschiedene Bezeichnungen, v. a. Personen- und Ortsnamen, die er hervorheben wollte, gab der w?rttembergische Veteran h?ufig in lateinischer Schreibschrift wieder. Daneben finden sich in den Manuskripten verschiedentlich Unterstreichungen; dies betrifft sowohl Textstellen, die in deutscher Kurrentschrift verfasst sind, als auch — weit h?ufiger — solche, die bereits durch das lateinische Schriftbild herausgehoben wurden.
Tagebuch und Erinnerungen Heinrich von Vosslers werden in der vorliegenden deutschsprachigen Edition originalgetreu wiedergegeben. Dies gilt sowohl f?r die Orthografie als auch f?r die Interpunktion. Auch heute ungewohnte Schreibweisen des Autors, wie beispielsweise die Angewohnheit, nicht nur hinter Ordnungszahlen, sondern auch hinter Kardinalia einen Punkt zu setzen, wurden ?bernommen. Textstellen, die Vossler durch Verwendung der lateinischen Schrift (teilweise zus?tzlich durch Unterstreichung) hervorhob, sind in der Edition durch Kursivdruck kenntlich gemacht. Unterstreichungen von ?berschriften und von einigen wenigen, von Vossler als wichtig empfundenen Aussagen wurden ?bernommen. Abk?rzungen wurden aufgel?st, die jeweiligen Erg?nzungen sind in eckige Klammern gesetzt. Die Texte sind in der Edition nicht in der von Vossler gew?hlten Reihenfolge, sondern in chronologischer Ordnung gedruckt, d. h. die Tagebuchaufzeichnungen von 1812, die 1828 oder 1829 lediglich abgeschrieben wurden, stehen vor dem Text der Erinnerungen.
Die Edition wird illustriert durch Aquarelle, die den Kriegserinnerungen der w?rttembergischen Offiziere Christian von Martens und Christoph Ludwig von Yelin entnommen sind. Im Unterschied zu den vielfach abgedruckten Zeichnungen und Aquarellen von Christian Wilhelm von Faber du Faur wurden diese Bilder in der wissenschaftlichen Fachwelt bisher nicht rezipiert.
Christian von Martens (1793—1882) nahm als Leutnant am Feldzug von 1812 teil.{148} Er verfasste zu unbekannter Zeit, h?chstwahrscheinlich in den 1850er-Jahren, Erinnerungen an den franz?sisch-russischen Krieg und illustrierte diese mit mehr als 150 Aquarellen.{149} Die Illustrationen gingen zum Teil auf Skizzen zur?ck, die er selbst im Feld gefertigt hatte, zum Teil handelte es sich um Kopien von Aquarellen der Milit?rmaler Albrecht Adam und Christian Wilhelm von Faber du Faur. Das Manuskript Martens’, das im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ?berliefert ist, gelangte mit einigen ?nderungen im Jahr 1862 zum Druck. Eine — leicht bearbeitete — Neuauflage datiert in das Jahr 1896. Die Aquarelle blieben jeweils unpubliziert; sie sind heute im Online-Angebot des Hauptstaatsarchivs Stuttgart einsehbar. In der vorliegenden Edition gelangen ausschlie?lich Bilder Martens’ zum Abdruck, die auf eigenen Skizzen des W?rttembergers basieren.
Die Aquarelle von Christoph Ludwig von Yelin (1787—1861) entstanden bereits wenige Jahre nach dem Ende der napoleonischen Epoche. Die Originalbilder sind in der W?rttembergischen Landesbibliothek Stuttgart ?berliefert.{150} Als Yelin 1817 seine Erinnerungen an den Feldzug von 1812 sowie an seine anschlie?ende, bis 1814 dauernde Kriegsgefangenschaft in Russland publizierte, wurde ein Teil der von ihm gefertigten Bilder gedruckt.{151} Die Ausgabe von 1817 der Yelinschen Memoiren erlangte jedoch keine weite Verbreitung und ist heute kaum mehr im gedruckten Original greifbar. Eine ?berarbeitete Version der Erinnerungen Yelins aus den 1850er- Jahren, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts publiziert wurde, erfuhr eine breitere Rezeption.{152} Sie enthielt jedoch keine Abbildungen.
Sowohl Martens als auch Yelin waren Infanteristen und nahmen am Feldzug von 1812 im Unterschied zu Heinrich Vossler im Verband des w?rttembergischen Kontingents teil, d. h. sie geh?rten dem von Michel Ney gef?hrten III. franz?sischen Armeekorps an. Ihre spezifischen Kriegserfahrungen differieren nicht unerheblich von denjenigen Vosslers. Die Bilder, die der vorliegenden Edition beigegeben werden, sind aus diesem Grund nicht direkt auf die Textaussagen Vosslers bezogen. Sie sind jedoch geeignet, die Kriegserfahrungen des Tuttlingers zu visualisieren — in ?hnlicher Weise wie die Zeichnungen und Aquarelle von Albrecht Adam und Christian Wilhelm von Faber du Faur dies in vielen Publikationen zum Krieg von 1812 tun.
Более 800 000 книг и аудиокниг! 📚
Получи 2 месяца Литрес Подписки в подарок и наслаждайся неограниченным чтением
ПОЛУЧИТЬ ПОДАРОК