Zweytes Capitel.

We use cookies. Read the Privacy and Cookie Policy

Am 17. April brachen wir aus der Cantonnirung bey Rothenburg auf. Es waren zwey Cavallerie- und drey Infanterie-Regimenter, die unter der Anf?hrung des Generallieutenants v[on] Franquemont das erste w?rttembergische Armee-Corps bildeten, und in Sachsen zu der franz?sischen Armee sto?en sollten.{694} Unser Marsch gieng ?ber Niederstetten, Weikersheim und

Mergentheim gegen W?rzburg hin. In Mergentheim kamen wir mit den ?brigen Regimentern zusammen, und nahmen vom Vaterlande Abschied. Am 20. giengen wir an der ?usserst freundlich gelegenen Festung Marienberg vorbey, ?ber den // S. 110// Mayn, durch die sch?ne Stadt W?rzburg bis nach Rottendorf und Umgegend, wo wir Rasttag hielten. Von hier richtete sich unser Marsch gegen den Th?ringer Wald hin. Ueber Lauringen, und an der W?rzburgischen Festung K?nigshofen vorbey, gelangten wir am 25. nach R?mhild, einem{695} k?niglich s?chsischen St?dtchen mit einem alten Schlo?e. Tags darauf passirten wir Hildburghausen und Schleusingen, und am folgenden Tage giengen wir ?ber den Th?ringer Wald und bis K?nigssee. Am 29. hielten wir unsern lezten Rasttag in Heilsberg, und den umliegenden Orten, und an den folgenden Tagen sezten wir unseren Marsch fort ?ber Rudolstadt, Jena, Camburg und Naumburg, bis in die N?he von L?tzen, wo wir am 3. May Abends eintrafen. Hier beginnt nun unser Feldzug, aber ehe ich davon spreche, will ich noch einen Blick zur?ckwerfen auf Land und Volk, das ich auf unserem Hieherzuge zu sehen Gelegenheit hatte.

Derjenige Theil von W?rttemberg, in dem wir die vaterl?ndischen Grenzen ?berschritten, geh?rt zu den sch?nsten Gegenden des Landes. Das Tauberthal ist bey Mergentheim h?chst anmuthig, und mehrere Puncte gew?hren eine sehr malerische Ansicht. Die Bewohner genie?en keiner grosen Wohlhabenheit, theils, weil ihr HauptNahrungsZweig auf dem Weinbau beruht, und theils, weil Religion und Sitte sie nicht so sehr an Arbeitsamkeit und Gen?gsamkeit gew?hnt hat{696}, als es in AltW?rttemberg der // S. 111//{697} Fall ist.{698} Wenn man das Tauberthal verl??t, und die Heerstra?e nach W?rzburg verfolgt, so findet man die Landschaft minder reitzend, gleichwohl aber einzelne Gegenden, die wohl sch?n genannt zu werden verdienen, sobald sich aber bey der Festung Marienberg die Aussicht ?ber W?rzburg hin und in das Maynthal ?ffnet, wird man durch ein Gem?lde ?berrascht, dem wohl wenige in Deutschland gleichen, und das vielleicht von keinem ?bertroffen wird. Die Stadt W?rzburg selbst ist gro? und wohl bev?lkert, die Stra?en sind freundlich, die H?user gut gebaut. Das Schlo? ist in der N?he des Mayns herrlich gelegen. Jenseits W?rzburg{699} wird das Land flach, und nirgends erblickt man mehr Weinbau.

Das Volk — im Maynthale munter und lebenslustig — nimmt weiter hin einen ernsteren Charakter an. Die vielen Einquartirungen hatten schon deutliche Spuren zur?ckgelassen. Die Festung K?nigshofen liegt in einer weiten Ebene, und ist nicht von groser Bedeutung. Bey Schleu?ingen fanden wir zwar die alte Zuvorkommenheit der Einwohner wieder, aber die Bewirthung war sparsamer geworden, denn seit unserem ersten Hiersejm hatten sie manchen ungeladenen Gast bey sich gesehen. Die gleiche Bemerkung drang sich uns auf, als wir im S?chsischen weiter vorr?ckten. Die Universit?ts-Stadt Jena ist ein recht artiges, freundlich gelegenes Ort{700}, und beym Zuge durch die Stra?en erinnerte ich mich mit Vergn?gen mancher wahren und erdichteten Schw?nke, die auf Rechnung der dortigen // S. 112// Studenten im Umlaufe sind, und deren ich manche fr?her erz?hlen geh?rt hatte. Noch mehrere gab mir Abends der muntere Pfarrer in L?bstadt zum Besten. Besonders interessant war mir aber die Beschreibung desselben von der Situation des Schlachtfeldes und von der Schlacht vom 14. October 1806., wobey er, so zu sagen, Augenzeuge war. In der Stadt Naumburg h?tte ich mich wohl gerne verweilt, theils um ihres r?hmlichst bekannten Gewerbfleisses willen, theils um vielleicht einige Traditionen zu h?ren von dem Hussiten-Kriege, und der Belagerung der Stadt{701}, die Zeitumst?nde aber riefen uns vorw?rts. Ueberall im Sachsenlande hatten wir wohl gef?hlt, da? wir die nemliche Bahn verfolgten, auf der seit Jahr und Tag schon viele, viele gezogen waren, und da? wir weniger dem guten Willen, als der Verarmung der Einwohner die minder gute Bewirthung zuzuschreiben hatten, besonders aber hatten die Landleute um Jena die Wunden, die ihnen der Krieg im Jahr 1806. geschlagen hatte, noch nicht verwinden k?nnen. Das Land ist im Allgemeinen sch?n zu nennen, wenn es gleich nicht den reizenden Character hat, der an manchen Gegenden S?dDeutschlands bewundert wird. Ackerbau und Viehzucht bilden die Haupt-Nahrungsquelle des Volks.

Schon am 23. April, als wir noch im W?rzburgschen waren, hatte man angefangen, theils zur Uebung der Mannschaft //S. 113// und der jungen Officiere, theils, weil feindliche Streifparthieen149 bis ?ber den Th?ringer Wald herausgedrungen waren, in den Nachtquartieren Piquete auszustellen, und einen Theil der Mannschaft in den Orten selbst zur Abwehr eines etwaigen Ueberfalls bereit zu halten. Mehrere Tage lang hatte man diese Vorsicht f?r ?berfl?ssig gehalten, allein bald wurde sie durch den Erfolg gerechtfertigt, denn am 30. April Morgens vor TagesAnbruch zeigte sich vor unsern Ve- detten wirklich eine Parthie Kosacken, die ?brigens, als sie solche auf ihrer Hut sahen, nach einigen Sch?ssen eiligst weiter zogen. Am 2.ten May hatte ich in Priesnitz Quartier zu machen, und als ich dort mit wenigen Reitern ankam, hatten kaum vorher etliche und zwanzig preussische Husaren den Ort verlassen, und wir bemerkten wohl, wie die Einwohner uns anf?nglich ebenfalls f?r Preussen hielten, und sich darauf in ihrer Erwartung ungerne get?uscht sahen. Bey Naumburg begegneten uns viele Verwundete, die uns Kunde gaben von der Schlacht bey L?tzen, und dem Siege der Franzosen.{702} Nicht weit jenseits Naumburg{703} glaubten wir ein Gefecht bestehen zu m?ssen, es war eben ein Corps Franzosen, das wir f?r Feinde hielten, und das in uns gerne Befreundete entdeckte. Abends kamen wir auf dem Schlachtfelde von L?tzen in einer weiten Ebene an, und neben einem w?hrend der Schlacht abgebrannten Dorfe schlugen wir unsere Bivouacq auf. Es war bereits tiefe //S. 114// D?mmerung, und deswegen blieb uns das Gemetzel, das 2. Tage vorher hier stattgehabt hatte, f?r heute noch verborgen.

In der Nacht wurden 2. preussische Unter-Offiziere verwundet, herbeigebracht, die uns N?heres ?ber die Schlacht sagen konnten, ?brigens kein Hehl hatten, wie sehr die Preussen gegen die Deutschen, die noch in den Reihen der Franzosen fechten, ergrimmt seyen. Gleichwohl wurde, wie sich von selbst versteht, den beiden Verwundeten alle H?lfe geleistet, die sie wirklich auch mit Dank anerkannten. Als der Morgen wieder anbrach, that sich uns das Gem?lde der gr??lichen Blutarbeit auf. Todte und verst?mmelte Leichen in ungeheurer Zahl, Waffen und Monturen aller Art, zertr?mmerte Wagen und Kanonen bedeckten unsere n?chste Umgebung, und mancher unserer jungen Soldaten w?nschte sich wohl zur?ck an den sicheren elterlichen Heerd. Mehrere Stunden lang harrten wir des Befehls zum Aufbruche, und es schien, als sollten sich hier die neuen Soldaten mit ihrem Berufe erst vertraut machen.

Um 10. Uhr Morgens, am 4. May, brachen wir endlich auf, zogen ?ber einen Theil des Schlachtfeldes hin, und um die Mittagszeit vereinigten wir uns bey Pegau mit dem 4.ten franz?sischen Armeecorps unter General Bertrand, zu dem wir fortan geh?rten. Leipzig links lassend, wendeten wir uns zu Verfolgung der Bl?cher’sehen Armee gegen das Erzgeb?rge hin //S. 115// und bivouacquirten die folgende Nacht bey dem St?dtchen Luckau . Tags darauf gieng der Marsch durch das reichste Land Sachsens, das Altentburg'sche bis Rochlitz. Den ganzen Tag ?ber waren wir an grossen

Massen Infanterie vorbeygezogen, und hatten mehrere Pl?nkeleyen mit Preussen gehabt. Vom 6.ten auf den 7.ten bivouacquirten wir bey Tanneberg, und den folgenden Morgen erreichten wir Mittelweyda, wo allgemeiner Halt gemacht wurde.

Nach einigen Stunden Ruhe r?ckte die Schwadron, bey der ich stand auf die H?he beym Orte, die schon zum Erzgeb?rge gerechnet wird, vor, und sollte den Feind, der sich vor und{704} in einem gegen?ber stehenden Walde aufgestellt hatte, von dort vertreiben, aber, ehe der Angriff geschehen konnte, war{705} das Feld und der Wald von ihm ger?umt worden. Nun zog das Armeecorps weiter ?ber Haynichen hin bis Reichenbach. Hier erhielten wir die Nachricht, da? Bl?cher bereits ?ber die Elbe zur?ckgegangen sey. Eine Recognoscirung, die auf 2. Stunden vor No?en hin von uns gemacht wurde, best?tigte die?, und gew?hrte ausser einzelnen Nachz?glern, die gefangen wurden, sonst keine Resultate.

Am 8.ten stie?en wir bey Herzogenwalde auf die grosse franz?sische Armee, aber sogleich erhielten wir den Befehl, ?ber Tharand nach Pirna zu marschiren, und dort die Elbe zu besetzen.

Am 10.ten May Vormittags hatten wir unsern Auftrag erf?llt. Das jenseitige Ufer war von Russen besetzt, und wir hatten darum //S. 116// sehr auf der Hut zu seyn, gleichwohl war der gr?sere Theil der Mannschaft einquartirt worden. Am 11. giengen wir an der Elbe abw?rts, durch Dresden, ?ber die Elbe, wo Kaiser Napoleon beym Vor?berziehen das Corps in Augenschein nahm, und auf der Stra?e nach K?nigsbr?ck, unter fortw?hrendem Gepl?nkel in der waldigten{706} Gegend bis vor Lausnitz, welcher Ort noch Nachts 9. Uhr mit Sturm genommen wurde. Am 12. r?ckten wir nach K?nigsbr?ck vor, und bezogen jenseits der Stadt an der Stra?e nach Bautzen einen Bivouacq, von wo aus wir die ?ussersten Vorposten gaben. Nachmittags machte ich mit 20. Mann eine Recognoscirung auf der Stra?e nach Hoyerswerda, bis Schmorka, eine Stunde von K?nigsbr?ck, ohne jedoch etwas vom Feinde zu entdecken. Tags darauf fand auf der nemlichen Stra?e eine zweite Recognoscirung statt, der ich, als der Gegend bereits kundig, mit 10. Mann beigegeben wurde, und die noch weiter aus 2. Compagnien croatischer Infanterie, und 20. Mann neapolitanischer Lanzentr?ger, unter dem Commando des neapolitanischen Schwadronschefs, Herzog von Mirelli, bestand. Ausserdem wurden 2. franz?sische Capit?ns vom Generalstabe mitgegeben. Unser Auftrag gieng dahin, 2. Stunden weit bis Schwepnitz vorzur?cken, und dort, falls wir den Feind nicht tr?fen, ?ber seinen R?ckzug und die Streitkr?fte, die diese Stra?e gezogen waren, Erkundigung einzuziehen. //S. 117// Ich hatte{707} mit meinen J?gern die Avantgarde, und Croaten durchstreiften den Wald, der von Schmorke bis Schwepnitz und noch weiter hinzieht. Auf dem ganzen Marsche hatten wir nichts Verd?chtiges bemerkt, und nur, als wir gegen das Dorf Schwepnitz vorr?ckten, sahen wir 2. Reiter auf der andern Seite des Orts auf der Stra?e mit verh?ngtem Z?gel156 dem Walde zueilen.

Wir setzten ihnen zwar nach, erreichten sie aber nicht mehr. Die Dorfbewohner sagten aus, es seyen Bauren aus der Gegend gewesen, die wahrscheinlich die Furcht, ihre Pferde zu verlieren, zu so eiliger Flucht bestimmt h?tte. Wir mu?ten die Wahrheit dieser Angabe dahin gestellt seyn lassen, indessen hielten wir die gr?ste Vorsicht f?r n?thig, und umstellten daher das ganze Dorf mit Vedetten, und die Infanterie ward am Eing?nge des Orts postirt. Auf Befehl des Commandanten begab ich mich sofort mit ihm, den 2. Generalstabsofficiren, 1. Croaten-Capit?n und 1. CroatenLieutenant in das Pfarrhaus, wo der Pfarrer, der Schulze und der Schulmeister umst?ndlich ?ber den Feind ausgefragt wurden, und ein Capit?n ihre Aussagen niederschrieb. Die Verhandlung w?hrte etwa 1. Stunde, und in der Zwischenzeit hatten sich, weil alles ruhig blieb, nach und nach s?mtliche Croatenofficiere im Pfarrhause eingefunden. Eben sollte sich das Verh?r endigen, als hastigen Schrittes ein Croate hereintrat, seinen Capit?n bey Seite nahm, und ihm einige Worte //S. 118// ins Ohr raunte. Mit erschrockenem Gesichte wendete dieser sich gegen uns, und er?ffnete uns, es zeigen sich am Walde mehrere preussische Husaren. Sogleich verliessen wir alle das Pfarrhaus, und eilten unserem Detaschement zu, und von da auf eine nahe H?he, wo die ganze Umgebung des Dorfes zu ?bersehen war. Von dort bemerkten wir zwar keine Preussen, aber eine grose Zahl Kosacken, die mit entsetzlichem Hurrah von allen Seiten aus dem Walde hervorstr?mten, und bereits eilten die Vedetten gegen das Dorf zur?ck. Wir mit ihnen. Als wir bey der Infanterie ankamen, bemerkten wir sogleich, da? ein groser Theil derselben die Reihen verlassen, und sich in das Dorf zerstreut hatte, der Ueberrest aber im Begriffe war, diesem Beispiel zu folgen. Die Stimme ihrer Officiere wurde nicht mehr von ihnen beachtet, und diese selbst hatten bereits alle Hoffnung zur Rettung aufgegeben.

Unter diesen Umst?nden blieb der wenigen Cavallerie, wollte sie anders nicht in dem Dorfe sich schm?hlich ergeben, nicht anders ?brig, als ein schleuniger R?ckzug. Da aber das Dorf auf etwa 1,500. Schritte ganz von Waldung umgeben war, und die Kosacken auch unseren R?ckzugsweg bereits besetzt hatten, ?berdie? hunderte von ihnen aus allen Richtungen gegen uns hinjagten, so verlie?en wir alsbald die Heerstra?e, und suchten auf dem n?chsten Weg den Wald zu gewinnen. Noch ehe wir ihn erreichten, waren 3/4. unserer Leute von den andr?ngenden Kosaken vom Pferde herabgestochen //S. 119// worden, und die ?brigen hatten in wenigen Minuten am lichten Saume des Waldes das nemliche Schicksal erfahren.

Ich rannte, w?hrend ich gegen die Lanzenst?sse meiner Verfolger meinen R?cken deckte, mit meinem Pferde mehremale so nahe an B?umen vorbey, da? ich beynahe vom Sattel abgestreift worden w?re. Endlich hatte ich einen kleinen Vorsprung gewonnen, und bereits w?hnte ich der Gefangenschaft noch entgehen zu k?nnen, als, w?hrend ich mich umsah, mein Pferd pl?zlich stehen blieb, und ich mich vor einem dichten Geb?sch ohne allen Ausweg befand. Nun galt es einen schnellen Entschlu? zu fassen. Mit der gr?sten Behendigkeit sprang ich vom Pferde herab, lie? es zur Beute der herangekommenen Kosaken zur?ck, und schl?pfte, w?hrend diese mir noch nachstachen und schossen, in das Geb?sch hinein, und darin fort. Bald wurde es immer dichter, und nach etwa 100. Schritten so dicht, da? ich darin von 20. Verfolgern nicht entdeckt worden w?re.

Nun legte ich mich nieder, und verhielt mich ruhig. Nach und nach h?rte das L?rmen und Schie?en theils auf, theils entfernte es sich immer mehr, woraus ich abnahm{708}, da? das Loos meiner Gef?hrten nunmehr entschieden sey. Indessen brach die Nacht herein, und ich brachte sie nicht unter den tr?stlichsten Betrachtungen, von Hunger, Durst und K?lte gequ?lt, in dem Geb?sche zu. Der andere Tag sollte, wie ich wohl sah, auch mein Schicksal entscheiden.

Mit Tages-Anbruch verlie? ich mein Lager, und suchte einen freyeren //S. 120// Theil des Waldes zu gewinnen, um mich gegen K?nigsbr?ck zur?ckzuziehen. Die Richtung, in der ich die? zu thun hatte, war mir troz der Verwirrung des gestrigen Tages nicht verloren gegangen, wie ich mich nachher ?berzeugte. Bald wurde der Wald lichter, und mit Behutsamkeit setzte ich meinen Weg eine Strecke weit fort. Pl?tzlich aber sah ich mich vor einem breiten Fahrwege, und indem ich queer dar?ber wegeilen wollte, erblickte ich mehrere Kosaken, die des Weges geritten kamen, und sogleich auf mich zueilten. Mein Loos war gefallen. Ein Versuch, in den Wald zu entkommen, w?re vergeblich gewesen, bey seiner lichten Bestockung158, und w?rde mein Schicksal nur verschlimmert haben, ich ergab mich also ohne Gegenwehr zum Gefangenen.

Seit dem Aufbruche vom Schlachtfelde bey L?tzen hatten wir verschiedene Gegenden durchzogen. Das flache Land dehnt sich von L?tzen her durch das Altenburgsche bis gegen Rochlitz hin. Niedliche St?dtchen, viele und sch?ne, besonders im Altenburg'schen reiche D?rfer versch?nern die Landschaft. Bey Rochlitz fangt das Land an, h?gelicht zu werden, und gegen Mittelwayda hin, erheben sich die H?gel zu Bergen. Hier steigt das Erzgeb?rge empor. Aus dem reichen und gesegneten Lande gelangt man in einen rauhen, unfruchtbaren Landstrich, der zwar wohl bev?lkert ist, aber nicht durch die Erzeugnisse //S. 121// der Erde, sondern durch die Producte des Kunstfleisses seine Bewohner n?hrt. Gegen Tharand hin gewinnt die Natur einen freundlicheren Charakter, die Th?ler durchzieht eine mildere Luft, die Anh?hen sind mit den sch?nsten Laubwaldungen bekr?nzt. Jeder Schrittt, jede Wendung gew?hrt eine neue, romantische Ansicht. Man f?hlt, da? man der ger?hmten s?chsischen Schweitz sich n?hert. Wenn man aus den herrlichen Thalschluchten sich hervorwindet, ?berrascht{709} das freundlich gelegene St?dtchen Pirna, die nahe Festung Sonnenstein, die ?ppigen Ufer des Elbestromes. Das Elbethal von hier bis Dresden ist ?usserst lieblich, wenn gleich nicht so grosartig, wie zwischen lezterer Stadt und Mei?en. Das noch vor einigen Monaten in seinem friedlichen Getriebe so anziehende Dresden war nun der Tummelplatz der grosen franz?sischen, kaum vorher, der russischen und preussischen Armee. Von der wundersch?nen Elbbr?cke waren durch die Franzosen bey ihrem R?ckzuge 2. Bogen gesprengt worden, und vorl?ufig durch h?lzerne Ger?ste ersetzt. Jenseits der Elbe ist das Land sandig und mit Wald bedeckt. Die D?rfer sind schlecht und arm. Die St?dtchen minder freundlich als auf dem diesseitigen Ufer.

Wie im platten Lande von Sachsen, so hatten auch die Bewohner des Erzgeb?rges und des Elbethals hart gelitten durch die seitherigen Truppenm?rsche, und aller Orten gewahrte man, //S. 122// wie sehr sie sich nach dem Frieden sehnten. Wenn sie auch uns als Deutsche freundlich aufnahmen, so mu?ten wir uns doch ?fter, als fr?her, mit dem guten Willen begn?gen, und sie hatten es oft kein Hehl160, da? sie lieber die Preussen, als ihre Feinde, die Franzosen, beherbergten.

Im Allgemeinen litten wir zwar keinen Mangel, doch gab es einzelne Tage, wo die Nahrung im umgekehrten Verh?ltnisse stand mit den Anstrengungen, die wir zu machen hatten. Die Lebensmittel wurden durch gr?ssere Requisitionen herbeygeschafft, dem Einzelnen war jede Requisition strenge untersagt. Bey uns wurde gute Mannszucht gehalten, bey den Franzosen war sie weniger strenge, die Italiener erlaubten sich ungeahndet jeden Exce?.

Более 800 000 книг и аудиокниг! 📚

Получи 2 месяца Литрес Подписки в подарок и наслаждайся неограниченным чтением

ПОЛУЧИТЬ ПОДАРОК