Drittes Capitel.

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Am 16.ten April hielt der neue Brigade General Ornano Musterung, bezeugte seine Zufriedenheit mit unserer Haltung, und w?nschte uns gl?ckliche Reise nach Pohlen. Nach dem Uebergang ?ber die Oder schlugen wir den Weg nach Posen ein. Noch an demselben Tage kamen wir am Schlachtfelde von Kunersdorf vorbey, hatten aber nicht Gelegenheit, dasselbe n?her zu besichtigen. Von Frankfurt an wird die Gegend immer trauriger, ?der, das Land sandiger, doch waren wir noch 2 l/2.Tage lang auf deutschem Grund und Boden, aber am 18.ten April Nachmittags r?ckten wir in das Gro?herzogthum Warschau ein. Das30 erste pohlnische Ort Tszermeissel, ein St?dtchen — glaubten wir — m?sse eines der schlechtesten in Pohlen seyn, aber das n?chste war noch schlechter, das dritte noch armseliger und so fort. Zwar hatte ich an diesem Tage noch das Gl?ck, meine Herberge in einem Kloster (Paradies — Benedictiner) zu finden. Das Aeussere und Innere zeugte von Reichthum, aber das dazu geh?rige Dorf und seine Bewohner waren h?chst elend. Ein kleiner Bach macht hier die Grenze zwischen Pohlen und Schlesien, und auch die schlesische Seite ist mit einem D?rfchen bebaut, das zwar keinem unserer D?rfer gleicht, nichts desto weniger aber mit dem pohlnischen einen grellen Contrast bildet, wahrscheinlich darum, weil hier die Pfaffen nichts zu Wirtschaften haben. // S. 15//

//S. 15// Die Pfaffen sind sich wohl ?berall gleich und ?hnlich, sagte ich mir, aber ich ?rgerte mich doch. Ich wurde gut bewirthet, und mit pohlnischem Wein, den ich als solchen gut finden mu?te, getr?nkt, meine Soldaten assen bey den Bayern Sauerkraut und Kartoffeln, und tranken Fusel{601}, schlechter als in andern pohlnischen Orten ohne Kloster. Die deutsche Sprache kennt hier noch der gr?ste Theil der Einwohner. Tags darauf gieng der Zug durch grose Ebenen, die durch die d?nne ges?eten D?rfer im Style unserer Schweinest?lle gebaut, ein noch traurigeres Aussehen bekommen. Als ich nach einem Marsch von 8. Stunden mit 2. Z?gen nach dem Dorfe L?win detaschirt{602} wurde, befragte ich den Wegweiser um die Entfernung bis dahin. Der StockPohle{603} verstand mich so wenig, als ich ihn. Traurig folgte ich seiner F?hrung, und fand in diesem Orte nicht Einen Menschen, der deutsch verstanden hatte [sic]. Noch nie hatte ich eine solche Unbehaglichkeit gef?hlt, niemand verstand mich, mich eckelte die Unreinlichkeit der Menschen nicht weniger an, als die ihrer Wohnungen; das unfreundliche Wetter n?thigte mich, in dem Stalle, den man in Pohlen Haus und Stube zu nennen beliebt, zu bleiben. Wenn ich meine Wohnung zu Knauthayn mit dieser verglich, so h?tte ich ?ber meine Lage und die Menschen weinen m?gen. Doch tr?stete ich mich wieder, wenn ich bedachte, da? ich nicht allein in dieser Lage sey, sondern da? mein ganzes Regiment ungef?hr ebenso beherbergt und vom Schmutz gequ?lt sey, wie ich. Es ist wohl sehr menschlich, da? man seine eigenen Widerw?rtigkeiten //S. 16// weniger tief f?hlt, oder vielmehr sich dar?ber tr?stet, wenn man wei?, da? seine Nebenmenschen in der gleichen Lage sind. Dieser und die 2. folgenden Tage, wo ich eben solche Quartiere hatte, waren mir h?chst peinlich, und ich glaubte ?berzeugt zu seyn, da? es mir nie{604} schlimmer ergehen k?nne. Wie gl?cklich w?re ich, wenn dieses wirklich so gewesen w?re! An den folgenden Tagen war die Einf?rmigkeit unseres Weges nicht geeignet, mich in eine bessere Stimmung zu versetzen, aber ich gew?hnte mich nach und nach an die neue Lage, und fand sie bald ertr?glicher, da ich inzwischen auch die notwendigsten pohlnischen W?rter gelernt hatte. Am 22. April Nachmittags kamen wir in der Gegend von Posen an, und wurden zu meiner gro?en Freude in deutsche Colonisten-D?rfer verlegt, um da Rasttag zu halten. Die bessere Bauart dieser D?rfer und die Reinlichkeit der Bewohner setzte{605} mich in Entz?cken, ich glaubte mich nach Deutschland versetzt. Mein erstes war hier, die Einwohner zu fragen, wie lange sie schon hier seyen, und wie es ihnen hier gefalle. Die Anh?nglichkeit dieser guten Leute an ihr ehemaliges Vaterland, das sie selbst nie gesehen hatten, von dem sie aber mit einer Begeisterung und Umst?ndlichkeit sprachen, als ob sie lange Jahre dort gelebt h?tten, freute mich; aber die Versicherung, da? sie von den alten Bewohnern sehr geha?t und wohl auch mi?handelt werden, und daher ihren Eltern den Tausch des Vaterlandes nicht danken k?nnen, betr?bte mich. Nur wenige von ihnen reden die Landessprache, ob // S. 17// sie gleich hier gebohren sind, und vielleicht mag auch dieses dazu beytragen, da? sie von den alten Pohlen Ha? und Druck zu dulden haben. — Am Rasttage hatte ich Zeit, mein Tagebuch zu erg?nzen, und den Marsch in Pohlen noch einmal zu ?berdenken, wobey mir aber die Versicherung mehrerer gebildeter Pohlen, da? jenseits Posen{606} das Land noch schlechter sey, schwer auf's Herz fiel. Ich hatte eigentlich erst 3. ganz schlechte Quartiere gehabt, wo ich mit meinen Hauswirthen und ihrer ganzen ehrbaren Familie von Schweinen, Ziegen, K?lbern, G?nsen, Enten und H?hnern die Nacht in Einer Stube zubrachte. In Chelmo bey Pinne war ich in dem Schlosse des Grafen Stanicki, der zwar nicht selbst gegenw?rtig war, dessen junge S?hne aber uns von ihrer vielseitigen Bildung einen vortheilhaften Schlu? auf die intellectuelle Bildung des Vaters machen Hessen; wie es mit seiner moralischen Bildung stand, wei? ich nicht, sein Dorf und seine Bauern waren aber h?chst elend. — Den folgenden Tag wurde ich auf Veranlassung meines Schwadrons-Chefs{607} Abends zum Grafen Prujimski eingeladen. Der Graf war wenig gebildet und albern, aber adelsstolz, die Gr?fin eine steife Matrone, und wo m?glich noch stolzer. Die Tochter sch?n und sehr gut gewachsen, talentvoll, aber sehr eitel, eine Nichte von nicht unebener Gestalt, junge Wittwe, schien kein Behagen am Wittwenstande zu finden, und mochte es wohl leiden, da? ein beym Grafen einquartierter kr?ftiger Lieutenant sich gerne mit ihr unterhielt. //S. 18// Der alte Graf tractirte vornehm, aber sparsam; seltene Speisen, aber nicht f?r die H?lfte der G?ste hinreichend, ein Getr?nke, mehr mit Essig als Bier vergleichbar; zum Nachtisch einen Fingerhut voll sauren Ungarweins. Vor dem Nachtessen zeigte die junge Gr?fin ihr Talent in der Musik, das wirklich Lob verdiente, aber durch einen Kosackentanz, den sie mit ihrer kleinen Schwester auffuhrte, entz?ckte sie alle; wir waren nur Auge, und nichts h?tte uns ungelegener kommen k?nnen, als die Nachricht, da? im Speisesaal aufgetragen sey. Trotz des magern Nachtessens war ich sehr vergn?gt, bis meine Illusion beym Nachhausegehen durch den Anblick der erb?rmlichen Menschenst?lle schwand.

Wehm?thig nahm ich am 24. April von den guten Deutschen Abschied, w?nschte ihnen Gl?ck, das sie aber bis jetzt wohl schwerlich gefunden haben werden, und schlug den Weg nach Posen ein. Bey Demsen, einem andern deutschen Colonisten Dorfe, sammelte sich das Regiment, und zog von da in Parade durch Posen. Die zahllose Menge der klappernden Windm?hlen, die die Stadt in geringer Entfernung umgeben, und deren es auf dem diesseitigen Eing?nge von Posen besonders viele sind, setzte uns nicht weniger in Erstaunen, als unsere Pferde in Schrecken. Die Stadt selbst hat mehrere gut gebaute, w?hrend der preussischen Herrschaft38 39 entstandene Strassen, und zeichnet sich vor den meisten pohlnischen St?dten vortheilhaft aus. Am jenseitigen Ende derselben giengen wir ?ber die Warthe, und // S. 19// schlugen den Weg nach Gnesen ein. Mein Schwadrons-Chef war diesen Tag auf einem Dorfe, das — wenn ich es anders richtig geh?rt habe, Koszalkowikorski hei?t, bey einem Edelmann in Quartier, dessen 2. T?chter mit pohlnischen Uhlanen-Officiers verlobt, ihren Geliebten beym Abschiede versprochen haben sollen, da? sie mit fremden M?nnern keine Sylbe wechseln wollen. Wie lange sie dieses Versprechen hielten, wei? ich nicht, nur so viel wei? ich, da? sie w?hrend der Anwesenheit der W?rttemberger ihrem Gel?bde nicht untreu wurden und da? der Verwalter des Edelmanns versicherte, da? noch keine 14. Tage seit dem gegebenen Versprechen verflossen seyen. Wir hielten diese Damen f?r stumm, und die wiederholten Versicherungen des aufrichtigen Verwalters konnten uns kaum vom Gegentheil und der Wahrheit seiner Erz?hlung ?berzeugen. — Den folgenden Tag erreichten wir Gnesen, eine ziemlich betr?chtliche, jedoch schlecht gebaute Stadt, die der Sitz eines Erzbischoffs, und durch einen besuchten Pferdemarkt weit ber?hmt ist. In meinem Quartiere zu Czecznigrolevski39 hatte ich einen sehr neugierigen Hausherrn, bey dem gerade ein noch viel neugieriger Landpfarrer zum Besuche war. Beide erkundigten sich sehr angelegentlich nach allen L?ndern, die wir schon durchzogen hatten, und besonders nach unserem Vaterlande, nach dessen Clima, Cultur und Verfassung. Keiner von den beiden Herren war je ?ber die Grenzen Pohlens gekommen, und beide wu?ten von // S. 20// ihrem Vaterlande kaum etwas mehr, als da? ihr Wohnort im bessern Theile Pohlens liege, und da? ihr Land den s?dlichen L?ndern nach Clima und vielleicht auch Cultur nachstehen m?sse. Meine Erz?hlungen konnten daher nichts anders als Erstaunen erregen, und nachdem ich ihnen mehrere Stunden lang von W?rttemberg, von dem milden Clima, von der LandesCultur, von den Einwohnern und ihrer Lebensart, und {608} {609} zulezt auch von dem segensreichen Jahr 1811. gesprochen hatte, priesen sie das s?dliche Deutschland gl?cklich, waren vollkommen ?berzeugt, da? es ein wahres Paradies sey, und sahen mich mit andern — ich m?chte beynahe sagen, neidischen Augen an. Mein Graf war so sehr vergn?gt, da? er nichts sparte, um mir zu zeigen, wie ein werther Gast ich ihm sey, und ich selbst hatte mich ganz in angenehme Erinnerungen verloren. Es war dieser Tag einer der angenehmsten, die ich in Pohlen verlebte.

An den folgenden Tagen f?hrte unser Weg durch mehrere kleine, schlechte St?dtchen, in deren einem — Radczejew — viele W?rttemberger ans?ssig sind, die durch den Anblick der Landsleute in grosse Freude geriethen, und sich nach ihren Geburtsorten und Verwandten angelegentlich erkundigten, wobey sie ihre traurige Lage in Pohlen herzbrechend schilderten. Am 30. April setzten wir in grossen K?hnen ?ber die Weichsel, verlie?en am 3. May das Grosherzogthum Warschau, betraten bey Jilienburg (oder Illowo) das ostpreussische Land, und bezogen den 6.ten bey Neidenburg Cantonirungsquartiere. // S. 21//

Die Freude ?ber den Ausmarsch aus Pohlen und den Einmarsch nach Ostpreussen war allgemein und unbeschreiblich. Hatten wir fr?her ganz Preussen wegen der Ungef?lligkeit der Brandenburger und der schlechten Quartiere verw?nscht, so dankten wir jetzt Gott, da? er uns wieder unter Menschen kommen lie?. Um aber nicht ungerecht gegen die Pohlen zu scheinen, will ich hier einige Bemerkungen machen, die sich jedem Reisenden bey seinem Eintritt in Pohlen aufdringen, und zum Beleg meiner Angaben einige Anekdoten anf?hren. Vorher mu? ich nur noch bemerken, da? die Wohlhabenheit und Frugalit?t, an die ich durch Erziehung gew?hnt war, und die Rechtlichkeit und der schlichte B?rgersinn, die ich meinen braven Eltern zu danken habe, mich manche scharfe Ecke ich Pohlen tiefer f?hlen lie?en, als sie vielleicht mancher andere f?hlen mochte.

In Pohlen machen allein die Edelleute die Nation aus. Ein Hauptzug im Charakter des Adels ist der Stolz, eine Folge der fr?heren Verfassung, nach der jeder Edelmann bey der K?nigswahl nicht nur eine Stimme hatte, sondern selbst wahlf?hig war.{610} Im allgemeinen ist der Edelmann tyrannisch gegen seine Unterthanen; aber sclavisch gegen H?here; er ist mi?trauisch, boshaft und treulos gegen seine Landsleute, selbst ein gleiches Interesse vereinigt ihn nicht immer mit dem andern, und seine Sache geht der Sache des Vaterlandes vor, oder er macht jene zu dieser. Immer war Pohlen in Partheyen getheilt, und kr?ftige M?nner bekannten sich zu der einen oder

zu der andern, // S. 22// aber keiner vermochte seinem Vaterlande eine Ruhe zu geben, die einem Wahlreiche unnat?rlich ist. Ueppigkeit und Prachtliebe hat manche Familien arm gemacht, andere zum Verrath am Vaterlande verleitet, und am Ende die Nation um ihre Existenz gebracht.{611} Koscinsko{612} und andere brave M?nner konnten dem allgemeinen Verderben nicht Einhalt thun, und vergebens suchten sie das Land zu retten. Es wurde zerrissen, aber die Art, wie dieses geschah, war nicht geeignet, die Herzen der Nation, oder vielmehr des Adels dem neuen Vaterlande zu befreunden. Zwar that Preussen in seinem Antheil das M?glichste zu Emporbringung des Landes, und die Spuren seiner Regierung erblickt man noch mit Wohlgefallen, aber der Adel sah in ihm nur seinen Unterdr?cker, und mi?kannte das Gute. Er wurde wieder wohlhabender, aber ohne da? es ihn freute, denn er mochte seinem Feinde nichts danken. Freudig ergriff er die Waffen, als Napoleon Pohlen ins Leben zur?ckzurufen versprach; er scheute keine Aufopferung, willig gab er Geld und Gut und Blut hin, und verg?ttert wurde der Freiheitsbringer Napoleon. Er aber stellte nicht das Reich Pohlen wieder her, sondern schuf das Herzogthum Warschau, und f?hrte durch hohe Abgaben, und ?bergro?e milit?rische Macht Ersch?pfung herbey. Dieses betrachtete jedoch der Pohle nur als ein Interim und ertrug es geduldig. Ein neuer Krieg mit Ru?land, hoffte er, werde Pohlen sich selbst wieder zur?ckgeben. Dahin gieng sein Wunsch und sein Streben, und daher r?hrte seine Vorliebe f?r Napoleon. Im Herzogthum // S. 23// Warschau, unter Sachsens Hoheit,{613} galt der pohlnische Adel wenig; im K?nigreich Pohlen hoffte er die verlorenen Vorrechte, den entschwundenen Wohlstand, das grose Ansehen wieder zu erringen. Stolz war der Adel auf seine fr?heren Vorrechte, und ebenso stolz auf den, welcher ihm die Herstellung des Reichs verhie?. In S?dpreussen war der Adel wohlhabend geworden, im Herzogthum Warschau wurde er arm, aber die Erinnerung an den fr?heren Wohlstand lebte noch in ihm, er hatte sich theils aus nat?rlichem Hange zum Luxus, den die Erziehung noch gen?hrt hatte, theils, weil er es nicht n?thig hatte, an keine weise Sparsamkeit gew?hnt. Verarmung und Mangel waren die unausbleiblichen Folgen. Einige Beispiele m?gen diese lezteren Angaben unterst?zen. In Cornowa, 2. Tagm?rsche jenseits Gnesen{614}, traf ich einen Edelmann, der die Fenster seines Wohnzimmers reichlich mit Papier verklebt hatte, der kaum Holz genug zur W?rmung des gemeinschaftlichen Wohnzimmers beischaffen konnte, aus dessen Z?gen der Hunger hervorleuchtete, dessen T?chter aber nichts desto weniger in Seide gekleidet, und von einer in Mousselin{615} gekleideten Kammerjungfer bedient waren. Ein gleiches traf ein anderer Officier meines Regiments, nur da? dort der Luxus noch mehr gesteigert, und der h?usliche Wohlstand noch tiefer gesunken war, denn die ganze adeliche Familie bediente sich, nach patriarchalischer Weise, Eines Trinckglases, und Einer Gabel, aber keines Tischtuches, und den einquartierten Officieren wurde aus Mangel an Betten und Raum im Hause die Lagerstatt // S. 24// neben den T?chtern des Hauses auf blossem Stroh angewiesen. Ein B?rgerstand existirt in Pohlen nicht. Also nur noch Einiges von den Bauern, denn ich kann nicht wohl sagen: Bauernstand. Als Sclaven der Edelleute wachsen sie auf, wie das liebe Vieh, sie lernen weder lesen noch schreiben, und das Ganze, wozu sie von ihren Erzeugern angewiesen werden, besteht in den wenigen und einfachen Handgriffen und Arbeiten des Ackerbaues. Sie haben kein Eigenthum, ihr Besitzthum geh?rt dem Edelmann, er l??t den gr?sten Theil seiner Orts-Markung durch den Bauern bauen, und ?berl??t ihm nur so viel Grund und Boden, als er zu Ern?hrung seiner Familie bedarf. Den Ueberflu? einer ungew?hnlich reichen Erndte mu? der Bauer dem Edelmann abtreten, so wie er denn auch im entgegengesetzten Fall seine Erhaltung von der G?te des Edelmanns zu erwarten hat. Als Sclave gebohren, als Sclave erzogen, kennt der Bauer keine anderen, als thierische Gef?hle und Bed?rfnisse, er unterwirft sich mit Geduld den barbarischsten Launen seines Herrn, und k??t mit Ehrfurcht den Fu?, der ihn so eben niedergetreten hat. Die gr??erntheils unmenschliche Behandlung macht ihn f?hllos und stumpf, und kaum wagt er in Gegenwart seines Herrn zu athmen. Hat ihm die Milde desselben einige Groschen ?brig gelassen, so berauscht er sich in Brantwein, und wird aus einem Halbmenschen ein Vieh. Der Hang zum Stehlen, den man beym gemeinen Pohlen allgemein antrifft, // S. 25// und wovor sich jeder Reisende h?ten m?ge, hat seinen Grund nicht in der Habsucht, sondern in der unwiderstehlichen Neigung zum Branntweintrinken. Von der Sclaverey r?hrt auch die gr?nzenlose Unreinlichkeit her, die man beinahe in allen Baurenh?usern ohne Ausnahme findet, und die sich ?ber die ganze Lebensart und die Sitten der Einwohner verbreitet hat. Man stelle sich eine Stube vor, deren Umfassungsw?nde aus kaum gekanteten — ?ber einander gelegten Baumst?mmen bestehen, deren Ritzen mit Moos verstopft sind, die ungehobelte Th?re mit einem h?lzernen Ringel verschlossen, drey 1.' [Fu?/ Schuh]{616} hohe und 1 1/2/ breite Fenster?ffnungen, deren eine Glasscheiben, die 2. anderen aber nur h?lzerne Vorschieber haben, der Boden mit Erde ausgeschlagen, an 2. W?nden schmale B?nke, 1. kleiner ungehobelter Tisch, 1. runder Backofen samt h?lzernem Rauchfang zur Seite des Backofens, 2. sogenannte Pritschen ?ber einander zum Lager der Menschen bestimmt, und in dem ?brigen Raum der Stube 1/2. Dutzend G?nse, Enten, H?hner, einige junge Schweine, eine Ziege oder gar ein Bock, ein Kalb und 1. Kuh, — so hat man das Bild einer pohlnischen Bauernstube, und unserer Quartiere in Pohlen.

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