5. Heinrich von Vossler (1791—1848):

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K?NIGLICH-W?RTTEMBERGISCHER OFFIZIER UND BEAMTER

Heinrich August Gottlieb Vossler (Vo?ler, Vosseier, Vo?eler) wurde am 3. November 1791 in Tuttlingen geboren, einer etwa 3.500 Einwohner z?hlenden Oberamtsstadt, die im ?u?ersten S?den des Herzogtums W?rttemberg gelegen war.{111} Er entstammt einer b?rgerlichen Familie.{112} Der Vater Johann Vossler (1735—1808) bekleidete in Tuttlingen das Amt eines „Heiligenvogts“. Unter der Oberaufsicht des evangelischen Kirchenrats in Stuttgart war er verantwortlich f?r die Verwaltung der ?rtlichen „pia Corpora“, d. h. der frommen Stiftungen sowie der von der Kirche getragenen Sozialeinrichtungen.{113} Die Mutter Heinrichs, Maria Magdalena (1765—1840), stammte aus der Tuttlinger Apothekerfamilie Megenhart.{114} Heinrich hatte drei Geschwister: zwei Br?der, Johann Christian Friedrich (1786—1866) und Gustav Friedrich Rudolph (1797—1847), sowie eine Schwester, Christiana Magdalena Judith (1788—1847).

In der Familie Vossler wurde Wissen und Bildung ein hoher Stellenwert einger?umt. Deutlich erkannte der Vater Johann die damit verbundenen Aufstiegschancen f?r seine Kinder. Er lie? seinen beiden ?ltesten S?hnen, deren Entwicklung er bis an die Schwelle des Erwachsenenseins erlebte, eine gute Ausbildung angedeihen. Dies war nicht selbstverst?ndlich, weil die Familie Vossler wie alle Einwohner Tuttlingens am 1. November 1803 von einer Katastrophe betroffen war: An diesem Tag brannte die gesamte w?rttembergische Oberamtsstadt innerhalb der Mauern nieder. Die Bildungsund Karrierewege der ?ltesten Vossler-S?hne verliefen sehr unterschiedlich: Der Erstgeborene, Johann Christian Friedrich, studierte Jurisprudenz an der Universit?t T?bingen und trat anschlie?end in den w?rttembergischen Staatsdienst ein.{115} Er sollte bis zum Ober-Tribunalrat in T?bingen aufsteigen. Heinrich besuchte das Gymnasium Illustre in Stuttgart, das einzige weiterf?hrende Gymnasium, das im Herzogtum W?rttemberg bestand. Er war — wie er selbst schreibt — wie sein Bruder „zum Studiren bestimmt“. Doch war es Heinrich nicht m?glich, eine Universit?t zu besuchen, da er im Jahr 1809 die hierf?r erforderliche k?nigliche Erlaubnis nicht erhielt. Kurzzeitig in einer Schreibstube t?tig, wo er nicht gl?cklich wurde, trat Heinrich Vossler am 8. Juni 1809, mit 17 Jahren, als Freiwilliger in das w?rttembergische Heer ein.{116} Eine Einberufung zum Milit?r war angesichts der Zeitl?ufte ohnehin zu erwarten gewesen.

Kurz nach seinem Dienstbeginn in der Armee als Kadett der Depotkompanie beim Garde-Regiment zu Fu? nahm Heinrich Vossler an der Niederschlagung des Aufstands der Vorarlberger gegen die bayerische Herrschaft teil. Im Fr?hjahr 1810 wechselte er auf eigenen Wunsch zur Kavallerie: Er geh?rte zun?chst vier Wochen lang als Kadett dem Leibregiment Chevauxlegers an. Seit dem 2. Juni 1810 diente er als Unterleutnant beim J?ger-Regiment zu Pferd Herzog Louis, das seit den Milit?rreformen von 1811/12 offiziell den Namen Kavallerie-Regiment Nr. 3 J?ger Herzog Louis trug.{117} Das Regiment Vosslers stellte eine Neuformation des Jahres 1805 dar; es war seit M?rz 1807 nach Herzog Ludwig von W?rttemberg (1756—1817), einem Bruder K?nig Friedrichs, benannt.{118} Vosslers Garnisonsorte — Zwiefalten, Ehingen und Riedlingen — waren alle in Oberschwaben, d. h. im s?dlichen Landesteil des K?nigreichs W?rttemberg, gelegen.

Mit den Louisj?gern nahm Heinrich Vossler im Jahr 1812 am Russlandfeldzug Napoleons teil. Seine Einheit z?hlte, wie bereits erw?hnt, zum franz?sischen Kavalleriereservekorps, das unter dem Befehl von Joachim Murat stand. Vossler war aktiv an den Gefechten bei Daugeliszky (5. Juli) und Inkowo (8. August) sowie an der Schlacht bei Borodino (7. September) beteiligt. Trotz verschiedener Erkrankungen und einer Verwundung, die er bei Borodino erlitt, gelang ihm Anfang 1813 die R?ckkehr nach W?rttemberg. Er wurde am 24. Januar 1813 zum Oberleutnant bef?rdert.

Gesundheitlich noch nicht wieder hergestellt, geh?rte Heinrich Vossler als Offizier des Kavallerie-Regiments Nr. 3 J?ger Herzog Louis auch dem w?rttembergischen Armeekorps des Jahres 1813 an. Seine Einheit, die nach dem Russlandfeldzug neu aufgestellt worden war, verlie? W?rttemberg Mitte April in Richtung des s?chsischen Kriegsschauplatzes. Vossler wurde, ohne zuvor in ein gr??eres Gefecht verwickelt worden zu sein, am 14. Mai bei einer Patrouille bei Schwepnitz nord?stlich von Dresden von russischen Kosaken gefangen genommen. Als Kriegsgefangener gelangte er bis nach Chernigow in „Kleinrussland“ (heute in der Nordukraine). Die Gefangenschaft Heinrich Vosslers endete offiziell im November 1813, als W?rttemberg sich der antifranz?sischen Allianz anschloss. Vossler gelangte f?nf Monate sp?ter, im M?rz 1814, zur?ck nach Schwaben. In Abwesenheit war er im Zuge einer Reorganisation der w?rttembergischen Kavallerie, die K?nig Friedrich im November 1813 angeordnet hatte, in das neu formierte Kavallerie-Regiment Nr. 5 J?ger versetzt worden. Am 6. M?rz 1814, ebenfalls noch vor seinem Eintreffen in der Heimat, hatte Heinrich Vossler das Ritterkreuz des w?rttembergischen Milit?rverdienstordens erhalten. Diese Auszeichnung war verbunden mit der Verleihung des pers?nlichen Adels. Noch am Tag seiner R?ckkehr nach W?rttemberg, am 22. M?rz 1814, wurde Vossler dem Leib-Kavallerie-Regiment Nr. 1 zugewiesen.

Obgleich Heinrich von Vossler ein dekorierter Soldat war, war im Sommer 1814 eine Weiterf?hrung seiner milit?rischen Karriere nicht m?glich. Gesundheitliche Probleme machten dem 23j?hrigen zu schaffen. Vossler schreibt dar?ber in seinen Erinnerungen: „An den F?ssen hatte ich viele offene Wunden, der Magen war in hohem Grade geschw?cht, und ertrug kaum die leichteste Speise, die Brust f?hlte mit Schmerzen jede heftigere Bewegung.“ Der Tuttlinger hielt sich nach seiner R?ckkehr aus Russland, die zeitlich mit dem Einzug der Alliierten in Paris und damit mit dem (vor?bergehenden) Kriegsende fast zusammenfiel, zun?chst acht Wochen zur Kur in Wildbad im Schwarzwald auf. Seine durch die Entbehrungen der zur?ckliegenden zwei Jahre ruinierte Gesundheit lie? sich jedoch in dieser Zeit nicht wiederherstellen. Am 1. Juli 1814 zum Invaliden-Corps versetzt, bat er bereits wenige Tage sp?ter — am 5. Juli — um seine Entlassung aus dem Milit?rdienst. Sie wurde ihm gew?hrt. Insgesamt hatte Vossler knapp f?nf Jahre lang den Waffenrock K?nig Friedrichs I. von W?rttemberg getragen.

Nach dem Ende seiner Milit?rzeit kn?pfte Heinrich von Vossler an seine urspr?ngliche Berufsplanung an. Er immatrikulierte sich am 24. November 1814 als Student der Kameralwissenschaft an der Universit?t T?bingen.{119} Sein Berufziel war eine Beamtenlaufbahn. Nach seinem Studium wirkte Vossler zun?chst als Referend?r bei der Hofdom?nenkammer.{120} Bei dieser Beh?rde, die f?r die Verwaltung des Kronguts zust?ndig war, erhielt er im Juni 1819 eine feste Anstellung als Sekret?r. Verbunden war die T?tigkeit bei der Hofdom?nenkammer mit der ?bernahme weiterer Funktionen im w?rttembergischen Hofstaat: So war Vossler in den Jahren nach 1819 auch als Sekret?r beim Oberhofrat, der Zentralbeh?rde des Hofstaats, und beim Oberstkammerherrenstab t?tig. Dar?ber hinaus bekleidete er die Position eines ?konomieverwalters der Hofkrankenpflege. Im November 1831 gelang Vossler ein beruflicher Aufstieg. K?nig Wilhelm ernannte ihn zum Hofkameralverwalter in Herrenberg, einem etwa 2.000 Einwohner z?hlenden St?dtchen knapp 40 Kilometer s?dwestlich von Stuttgart.{121} Ausschlag gebend f?r die Berufung waren neben Vosslers bisherigen Verdiensten im Milit?r- und Zivildienst seine ?konomischen Fachkenntnisse sowie seine f?r eine F?hrungsposition geeignete Pers?nlichkeit. Auch in seiner neuen Funktion erf?llte Heinrich von Vossler die in ihn gesetzten Erwartungen. In

Anerkennung seiner langj?hrigen Dienste zeichnete K?nig Wilhelm ihn im Sommer 1839 mit dem Orden der w?rttembergischen Krone aus.{122} Diesen Orden hatte zwei Jahre zuvor bereits Heinrichs Bruder Johann Christian Friederich erhalten.{123}

Seine Milit?rzeit blieb f?r Heinrich von Vossler auch nach 1814 eine pr?gende Phase seines Lebens. Dies zeigt sich am augenf?lligsten daran, dass er in den Jahren 1828/29 auf der Grundlage von Aufzeichnungen, die er im Feld erstellt hatte, seine Erinnerungen an die Feldz?ge der Jahre 1812 und 1813 sowie an seine anschlie?ende Kriegsgefangenschaft in Russland niederschrieb. Vosslers Memoiren z?hlen zu den fr?h entstandenen Erinnerungswerken w?rttembergischer Feldzugsteilnehmer der napoleonischen Zeit. Heinrich von Vossler war auch in w?rttembergische Veteranenkreise integriert: Bei den Gedenkfeiern der Veteranen des Russlandfeldzugs, die am 23. Mai 1830 und am 6. November 1837 stattfanden, ist er jeweils unter den Anwesenden registriert.{124} Er blieb jedoch w?hrend dieser Feierlichkeiten im Hintergrund, trat auch sonst — soweit erkennbar — in den Vereinigungen der Veteranen nicht hervor.

Seit dem 7. August 1821 war Heinrich von Vossler mit Charlotte Friedericke, geb. Kinzelbach (1803—1879) verheiratet.{125} Die Ehefrau des Veteranen — es handelte sich um seine Cousine — stammte aus einer Stuttgarter Handwerkerfamilie; ihr Vater wirkte gleichzeitig als Stadtrat.{126} Das Ehepaar Vossler hatte f?nf Kinder, drei S?hne und zwei T?chter, die zwischen 1825 und 1835 geboren wurden.

Heinrich von Vossler bekleidete die Stelle des Kameralverwalters in Herrenberg bis zum Revolutionsjahr 1848. Im Fr?hjahr dieses Jahres erkrankte er schwer und musste seine Amtsgesch?fte einem Vertreter ?bertragen. Noch bevor ein Antrag auf Pensionierung eingereicht werden konnte, starb Heinrich von Vossler am 20. September 1848 im Alter von knapp 57 Jahren an „Schleimfieber“.{127}

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