Sechstes Capitel.
Am 22. July erfolgte bey Diesna der Uebergang eines Cavalleriecorps, worunter mein Regiment, ?ber die D?na. Mehrere Versuche, Br?cken zu schlagen, hatte der reissende Flu? und // S. 40// sein Felsenbett vereitelt.{634} Wir schwammen colonnenweise ?ber den Strom, aber mancher Reiter und noch mehr Pferde verloren im Wasser ihr Leben. Wir schlugen die Stra?e nach Pollotzk ein, erreichten Tags darauf diese Stadt, ohne auf ein bedeutendes feindliches Corps zu stossen, und erst am 24. Abends, als wir gegen Witepsk vorr?ckten, zeigten sich feindliche Colonnen, die aber schnell zur?ckwichen. Am 25. gab es ebenfalls nur unbedeutende Pl?nkeleyen, am 26. jedoch hielten die Russen festen Stand, und der Weg nach Witepsk ?ffnete sich nur nach einem nicht unblutigen Gefechte. Auf dem andern Ufer der D?na hatte am 26. und 27. die Schlacht bey Witepsk statt, worin die Russen grose Massen und viele Tapferkeit entwickelten.{635} Den 28. July marschirten wir wieder 2. Stunden an der D?na abw?rts, durchschwammen diesen Flu?, giengen ?ber das Schlachtfeld bey Witepsk, sezten schwimmend ?ber den Obol, und kamen durch die Stadt Witepsk. Ohne Aufenthalt r?ckten wir auf der kleinen Stra?e gegen Smolensk vor, und erreichten am 29. Liosna. Nach einem Ruhetage giengen wir mit der Division Sebastiani bis Rudnia vor, und am 1. August bis Inkowo. Eine am 3. vorgenommene Recognoscirung bestimmte den General bis zum 6. dort stehen zu bleiben, wo der Feind wieder heranr?ckte, und der General angemessen fand, sich 1. Stunde weit bis Lendzi zur?ckzuziehen, und eine vorteilhafte Stellung zu nehmen. Allein schon Tags darauf zeigten sich die Russen in noch gr?seren Massen, und am 8. August // S. 41// fielen sie mit bedeutender Uebermacht ?ber die 7. Regimenter starke Division her, und zwangen sie nach einem heftigen Gefecht, in dem unser Regiments-Commandant Graf v[on] Waldburg und der Regiments-Adjutant v[on] Batz verwundet und gefangen wurden, zum R?ckzug auf das Hauptcorps des Generals Montbrun bey Rudnia. Hier blieben wir, vielfach vom Feinde geneckt, aber nie angegriffen bis zum 13. Aug[ust] stehen. W?hrend wir auf dieser Seite die Armee deckten, hatten sich nach und nach die verschiedenen Corps in und bey Witepsk gesammelt. Mehrere Ruhetage sollten die Truppen in den Stand setzen, mit erneuerten Kr?ften dem Feinde entgegen gehen zu k?nnen. Wenn auch die Lebensmittel sp?rlich vorhanden waren, so trugen doch die Ruhe und die gute Witterung zur Erholung der Truppen etwas bey.
Von der D?na an hatte das Land ein freundlicheres Aussehen, weniger Wald und Sumpf, mehr angebautes Feld, bessere und zahlreichere D?rfer, mehr und sch?nere St?dte und St?dtchen. Die zur?ckziehenden Russen hatten hier nicht mehr gesengt und gebrannt, sondern mit der Zerst?rung aller Arten von Lebensmitteln und der Entfernung des gr?sten Theils der Einwohner und ihrer Habseligkeiten sich begn?gt. Die Witterung war best?ndiger geworden, die Wege darum wieder besser, und der Verlust der Armee an Mannschaft und Pferden war geringer, als vom Niemen bis zur D?na.
Von dem Uebergang ?ber die D?na an bis zum Gefecht bey Lendzi // S. 42// am 8. August war es mir wieder besser ergangen. Bey diesem Gefechte hatte ich das Gl?ck zu r?hmen, da? ich im Handgemenge keine
Verwundung erhielt. Ein R?ckzug, wie er hier von uns ausgef?hrt wurde, ist gewi? einem Siege gleich zu sch?tzen, denn der grosen Uebermacht des Feindes gelang es auch nicht einen Augenblick, nur die geringste Unordnung bey uns zu verursachen, und selbst der R?ckzug durch unser Lager, wo die Campirsailer{636} noch zum Theil aufgespannt waren, und manche dar?ber hinst?rzten, vermochte nicht, uns aus unserer Haltung zu bringen. Aber freilich konnte auch nur diese feste Haltung uns retten. Durch das Gefecht dieses Tages hatte mein Regiment mit dem Lager s?mtliche Lebensmittel und Fourage verloren, und die Tage auf dem Bivouacq bey Rudnia bis zum 13. August waren Tage des Hungers und der Entbehrung. Hatten Mannschaft und Pferde sich vorhin wieder etwas erholt, so zehrten die Strapazen des lezteren Bivouacqs die gewonnenen Kr?fte wieder auf, denn auf den ?ussersten Vorposten stehend mu?ten wir jeden Augenblick zum Aufbruch bereit seyn, und jeden Morgen von halb 2. bis 5. Uhr in Erwartung eines Ueberfalls zu Pferde sitzen.
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