6. Tagebuch und Kriegserinnerungen von Heinrich von Vossler
Die Aufzeichnungen, die Heinrich von Vossler bei seinem Tod hinterlie?, stellen in verschiedener Hinsicht ?beraus interessante historische Quellen dar. Vossler ist einer der wenigen Soldaten, in dessen Nachlass sich au?er Kriegserinnerungen auch die Notizen erhalten haben, die im Feld bzw. in der russischen Kriegsgefangenschaft entstanden sind. Das Originaltagebuch des Tuttlingers ist zwar verloren, doch eine in den Jahren 1828/29 angefertigte Abschrift ist als authentisch einzustufen. Die ?berlieferung sowohl des Tagebuchs als auch der Kriegserinnerungen Vosslers erm?glicht, Einblick in den Entstehungsprozess der Memoiren zu nehmen. Au?er von Vossler sind lediglich von einem weiteren w?rttembergischen Teilnehmer an den Feldz?gen der Jahre 1812 und 1813, dem sp?teren Generalmajor Leo Ignaz von Stadlinger, Originalaufzeichnungen aus dem Feld erhalten.{128} Zudem liegt von Christian Wilhelm von Faber du Faur ein Skizzenbuch aus dem Jahr 1812 vor, das mit den ab 1827 entstandenen, inzwischen weltbekannten Zeichnungen und Aquarellen verglichen werden kann.{129} Die w?rttembergische Quellenlage, die durch wenige originale Selbstzeugnisse aus der napoleonischen Epoche charakterisiert ist, ist keinesfalls als untypisch zu bewerten. Julia Murken musste etwa in ihrer vor einigen Jahren erschienenen Arbeit ?ber die Kriegserfahrungen bayerischer Teilnehmer am Russlandfeldzug Napoleons konstatieren, dass ?berhaupt keine Tageb?cher ?berliefert sind, die mit Sicherheit in das Jahr 1812 zu datieren sind.{130}
Als Heinrich von Vossler in den ausgehenden 1820er-Jahren mit der Niederschrift seiner Kriegsmemoiren begann, st?tzte er sich auf seine ?lteren Aufzeichnungen. Er verfugte damit ?ber ein zuverl?ssiges Datenger?st. Doch aus welchen sonstigen Quellen speisten sich die Erinnerungen Vosslers, die immerhin den vierfachen Umfang des Tagebuchs aufweisen? Es ist zu vermuten, dass der Tuttlinger Veteran seine Memoiren vor allem aus der pers?nlichen Erinnerung schrieb. Das gilt vor allem f?r diejenigen Textpassagen, die sein eigenes Schicksal zum Gegenstand haben. Inwieweit Vossler Kontakte zu anderen Feldzugsteilnehmern ausn?tzte, um seine Erinnerung aufzufrischen, muss offenbleiben.
Anzunehmen ist, dass Vossler bei der Niederschrift seiner Memoiren Publikationen zu Rate zog. Eine Regimentsgeschichte des Kavallerie-Regiments Nr. 3 J?ger Herzog Louis lag im Jahr 1828 noch nicht vor. Sie wurde erst 1861 ver?ffentlicht, also nach dem Tod Vosslers. Hingegen standen dem ehemaligen Offizier aus Tuttlingen zwei in den Jahren 1820 und 1822 publizierte Darstellungen zur Milit?rgeschichte der napoleonischen Zeit zur Verf?gung, die aus der Feder von schw?bischen Autoren stammten: Ein zweib?ndiges Werk ?ber die Feldz?ge der W?rttemberger w?hrend der Regierungszeit K?nig Friedrichs von R?ssler sowie die Schilderung des Krieges von 1812 durch den sp?teren w?rttembergischen Kriegsminister Moriz von Miller.{131} Es ist zu vermuten, dass Vossler diese Werke kannte. R?sslers Darstellung bot unter anderem eine konzise Zusammenfassung des Einsatzes des w?rttembergischen Armeekorps in den Feldz?gen der Jahre 1812 und 1813. Im Abschnitt ?ber das Jahr 1812 wurde das aus dem Korps Marschall Neys ausgegliederte und dem franz?sischen Reservekavalleriekorps zugeordnete Kavallerie-Regiment Nr. 3 J?ger Herzog Louis in einem eigenen Abschnitt behandelt.{132} Das Werk Moriz von Millers hatte im Unterschied zum Buch R?sslers den Anspruch, den napoleonischen Feldzug des Jahres 1812 kriegsgeschichtlich zu analysieren. Das Schicksal der w?rttembergischen Truppen wird zwar dargestellt, steht jedoch nicht im Zentrum der Ausf?hrungen. Millers Publikation war also bestens dazu geeignet, die Aktionen der „Louisj?ger“ im allgemeinen Kriegsgeschehen zu verorten. Neben den B?chern der Schwaben R?ssler und Miller d?rfte Vossler weitere kriegsgeschichtliche Darstellungen ?ber die Feldz?ge Napoleons in den Jahren 1812 und 1813 rezipiert haben. Zu vermuten ist etwa eine Kenntnis der einflussreichen Schilderung von Philippe-Paul Comte de S?gur (1780—1873).{133} Dieses Buch, 1824 erstmals erschienen, war bereits im folgenden Jahr vom schw?bischen Verleger Johann Friedrich Cotta in deutscher Sprache herausgegeben worden.{134} Als ?bersetzer aus dem Franz?sischen fungierte der in w?rttembergischen Diensten stehende General Joseph Apollinaris Honoratus von Theobald.{135}
Kann die Lekt?re historiografischer Darstellungen durch Vossler als sehr wahrscheinlich gelten, so l?sst sich nur schwer bestimmen, inwieweit der ehemalige w?rttembergische Offizier auch Erinnerungswerke von Soldaten gekannt hat, die 1812 oder 1813 in der franz?sischen Grande Arm?e gek?mpft hatten. Die wenigen, vor 1828 bzw. 1829 entstandenen Memoirenwerke w?rttembergischer Veteranen haben seinen Text — wenn ?berhaupt — nur in geringem Ma?e beeinflusst: Der 1817 ver?ffentlichte Bericht des Arztes Carl von Dillenius konzentrierte sich auf die Er?rterung medizinischer Themen; diese Thematik spielt bei Vossler keine zentrale Rolle.{136} Vergleichsweise wenige Ber?hrungspunkte hat der Text des Tuttlingers auch mit den von Ludwig von Schlaich 1819 in literarischer Form dargebotenen Kriegserinnerungen: Sie konnten Vossler stilistisch kein Vorbild bieten, zudem unterschieden sich Schlaichs konkrete Kriegserfahrungen erheblich von denjenigen Vosslers, da er im Korps Neys, nicht im Reservekavalleriekorps unter Murat gedient hatte.{137} Dem w?rttembergischen Infanterie-Regiment Nr. 2 Herzog Wilhelm hatte Christoph Ludwig von Yelin angeh?rt, der 1817 Erinnerungen an den Feldzug von 1812 publizierte.{138} Yelin, ein scharfer Napoleonkritiker, stellte im Unterschied zu Vossler in einseitiger Weise die Leiden des R?ckzugs und der Kriegsgefangenschaft in den Mittelpunkt seines Berichts. Ludwig Friedrich von Stockmayer, der vierte Feldzugsteilnehmer, der bereits vor 1828 seine Memoiren niedergeschrieben hatte, hat seinen Text der ?ffentlichkeit nicht zug?nglich gemacht.{139} Es kann als ausgeschlossen gelten, dass Vossler die Aufzeichnungen Stockmayers kannte, die erst Jahrzehnte nach dem Tod des Autors publiziert werden sollten.
Der Text Vosslers l?sst vermuten, dass der W?rttemberger bei der Niederschrift seiner Erinnerungen neben milit?rgeschichtlichen Ver?ffentlichungen — und gegebenenfalls ausgew?hlter Erinnerungsliteratur — Publikationen zu Rate zog, die Informationen ?ber die naturr?umlichen sowie die politischen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten der L?nder enthielten, in der er als Offizier gekommen war (z. B. Reiseliteratur). Derartige landeskundliche Informationen wurden im Tagebuch nicht systematisch notiert, sie nehmen jedoch in den Memoiren Vosslers einen beachtlichen Umfang ein.
Die Aufzeichnungen Heinrich von Vosslers sind nicht nur aufgrund der ?berlieferungslage, sondern auch aus inhaltlichen Gr?nden von hohem Interesse. Das Tagebuch bietet, wie bereits erw?hnt, im Wesentlichen ein Itinerar zur Kriegsteilnahme Vosslers in den Jahren 1812 bis 1814. Es enth?lt dar?ber hinaus aber auch Bemerkungen, die R?ckschl?sse auf die Kriegserfahrungen des Autors erlauben. Der Text der Erinnerungen hat drei thematische Schwerpunkte: Vossler berichtet erstens ?ber die milit?rischen Bewegungen und Aktionen seines Regiments, zweitens ?ber seine
Einf?hrung pers?nlichen Erlebnisse und Erfahrungen im Krieg und drittens, wie bereits angedeutet, ?ber seine Wahrnehmung der Landschaften, die er w?hrend seiner Feldz?ge kennengelernt hatte, sowie ihrer Bewohner. Auch wenn Vossler die Ereignisse der Jahre 1812 bis 1814 durchweg aus seiner eigenen Perspektive schildert, gibt er nur selten Einblick in sein Inneres. Stattdessen steht die Schilderung der ?u?eren Erlebnisse im Mittelpunkt.
Heinrich von Vossler erscheint in seinen Memoiren insgesamt als ein n?chterner Beobachter des Kriegsgeschehens. Sichtlich ist der w?rttembergische Veteran darum bem?ht, ein authentisches, unvoreingenommenes Bild der dramatischen Ereignisse zu zeichnen, die er als gut 20j?hriger Offizier auf den Schlachtfeldern Europas erlebt hatte. Vossler verzichtet in seinen Aufzeichnungen darauf, das milit?rische Geschehen der napoleonischen Zeit in der R?ckschau in einen — wie auch immer gearteten — „ideologischen“ Bezugsrahmen einzubetten. Bewertungen der vergangenen Ereignisse werden in der Regel nicht aus einer bestimmten Weitsicht, sondern aus dem eigenen, durchaus als komplex und widerspr?chlich erinnerten Kriegserleben abgeleitet. Vossler gelangt auf diese Weise vielfach zu differenzierten Urteilen ?ber einzelne Gegebenheiten, Personen und Personengruppen. Beispielsweise werden Napoleons Generale zum Teil kritisch gesehen, zum Teil erscheinen sie aber auch als echte soldatische und menschliche Vorbilder. Eine nachtr?gliche Verkl?rung seines Kriegseinsatzes liegt Vossler fern. Im Gegenteil: Vieles spricht f?r die Vermutung, dass der Autor in seinen Memoiren bewusst seine jugendlichen Irrt?mer zu dokumentieren beabsichtigte. Vossler schildert eindr?cklich, dass die Begeisterung, mit der er und seine Kameraden 1812 in den Krieg gezogen waren, dass der Wunsch, Ruhm und Ehre zu erwerben und in der milit?rischen Hierarchie aufzusteigen, sich in der Realit?t des Krieges als Trugbilder entpuppt und in die Katastrophe gef?hrt hatten.
Ungeachtet allen Bem?hens um „Objektivit?t“, das als wichtiger Grundzug der Kriegserinnerungen Heinrich von Vosslers hervorgehoben werden kann, ist der Text des W?rttembergers nicht frei von einseitigen oder pauschalen Urteilen. Zumeist muss die Frage offenbleiben, inwieweit entsprechende Bewertungen die Anschauungen Vosslers in den Jahren 1828/29 oder bereits seine Sichtweise w?hrend seiner Soldatenzeit zum Ausdruck bringen. Unausgewogene Werturteile im Text des Tuttlinger Veterans haben zwei Wurzeln. Zum einen sind die Kriegserfahrungen Vosslers (und seine sp?tere Erinnerung daran) ma?geblich von vorg?ngigen Deutungsmustern und Wertvorstellungen bestimmt, die der Sozialisation des Autors in W?rttemberg geschuldet sind. Diese Dispositionen stehen bisweilen dem Bem?hen um eine unvoreingenommene Darstellung entgegen. Der schw?bische Offizier war beispielsweise gepr?gt von einem deutlichen Antiklerikalismus, vor allem Antikatholizismus, der bei der Schilderung des Durchzugs durch Polen erkennbar wird und der vor seinem famili?ren Hintergrund beachtenswert ist. Auch das Selbstverst?ndnis des W?rttembergers, als Vertreter einer fortschrittlichen Zivilisation und eines materiell gut gestellten Landes gegen r?ckst?ndige V?lker in den Krieg zu ziehen, d?rfte — zumindest zum Teil — zu diesen vorg?ngigen Pr?gungen zu rechnen sein. Zum anderen zielt Vossler in einigen Passagen seiner Memoiren offenkundig darauf ab, generalisierende bzw. typologisierende Feststellungen zu treffen. Dieses Bestreben f?hrt dazu, dass er die Komplexit?t seiner Kriegserfahrungen nicht mehr ad?quat wiedergibt. Beispiele f?r verallgemeinernde und gleichzeitig einseitig wertende Darstellungsweisen Vosslers stellen seine Ausf?hrungen ?ber die einzelnen V?lker und Kulturen Ostmittel- und Osteuropas dar. Harschen Urteilen des w?rttembergischen Offiziers ?ber die Brandenburger, die Westpreu?en und insbesondere ?ber die Polen steht im Bericht schroff eine hohe Wertsch?tzung der Sachsen und der Ostpreu?en gegen?ber. Russland erscheint in den Aufzeichnungen Vosslers als r?ckst?ndiges Land, doch begegnet der Schwabe dem Kriegsgegner mit Achtung. Vor allem von Polen, dem Verb?ndeten Frankreichs, hebt sich Russland in den Memoiren Vosslers vorteilhaft ab. Die Sicht der ostmittel- und osteurop?ischen Juden ist negativ.
Heinrich von Vosslers Sprache ist klar und unpr?tenti?s. Sie weist in Wortschatz und Syntax eine dialektale — schw?bisch-alemannische — F?rbung auf. Diese ist jedoch nicht allzu stark. Phonologische Besonderheiten gegen?ber der heutigen Hochsprache zeigen sich beispielsweise in der Rundung des „i“ zu „?“ (z. B. „Erzgeb?rge“, „Spr?chwort“) oder — vergleichsweise h?ufig — in hyperkorrekten Schreibweisen (z. B. „bergigt“ statt „bergig“, „waldigt“ statt „waldig“, „l?chericht“ statt „l?ch(e)rig“, „h?gelicht“ statt „h?gelig“). Morphologische Spezifika treten unter anderem in der Pluralbildung (z. B. „Rastt?ge“ statt „Rasttage“, „W?gen“ statt „Wagen“, „B?ten“ statt „Booten“) zu Tage. Entsprechend dem Usus seiner Zeit verwendet Vossler zahlreiche, im heutigen Deutsch vielfach nicht mehr gebr?uchliche Fremdw?rter, die in der Mehrzahl aus der franz?sischen Sprache ?bernommen bzw. aus ihr abgeleitet sind (z. B. Defileen, Meubles, Soupes, milit?risches Fachvokabular). Aber auch Begrifflichkeiten und Ableitungen aus dem Lateinischen (z. B. Subordination, Pr?stationen, Dissidien, insultieren) sowie in Ausnahmef?llen aus der italienischen Sprache (z. B. Agio) finden sich im Text. Ferner enth?lt das Manuskript einige Begrifflichkeiten zum Teil schw?bisch-alemannischen Ursprungs, die heute veraltet sind (z. B. Anglen, F?hrlichkeiten, Nervenfieber). Vosslers Text weist insgesamt nicht allzu viele grammatikalische Fehler auf. Mehrere Male stimmen der Numerus von Substantiv und dazugeh?rigem Verb nicht ?berein. Die Rechtschreibung, die im fr?hen 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum noch nicht normiert war, wird in den Texten Vosslers nicht immer konsequent und nach einheitlichen Prinzipien angewandt. Beispielsweise ist die Verwendung von s, ss und ? nicht stimmig. Auch die Schreibweise der ostmitteleurop?ischen und osteurop?ischen Ortsnamen variiert. Die Interpunktion ist h?ufig sinnwidrig.
Ob Heinrich von Vossler eine Publikation seiner ausgearbeiteten Kriegs- erinnerungen beabsichtigt oder zumindest in Erw?gung gezogen hat, ist unbekannt. Ebenso wenig sind Gr?nde ?berliefert, die ihn gegebenenfalls von einer Ver?ffentlichung abgehalten haben k?nnten. Wie bereits erw?hnt, sind Vosslers Aufzeichnungen bei Weitem nicht die einzigen Memoiren eines w?rttembergischen Veterans der napoleonischen Zeit, die nicht zu Lebzeiten des Autors publiziert wurden.
Bemerkenswert ist die ?berlieferungs- und Rezeptionsgeschichte der Aufzeichnungen Heinrich von Vosslers nach dessen Tod im Jahr 1848. Tagebuch und Kriegsmemoiren, die der w?rttembergische Veteran in einem Band zusammenfasste, gelangten im 19. Jahrhundert nach Virginia (USA). Vermutlich hat sie Vosslers Sohn Emil Gustav (geb. 1835), der 1855 aus W?rttemberg emigrierte, dorthin gebracht.{140} Nachdem die Texte etwa einhundert Jahre unbeachtet blieben, unternahm um 1960 der damalige Assistant Professor John T. Amendt aus Long Beach einen ersten Versuch, die Erinnerungen in englischer Sprache herauszugeben.{141} Dieses ?bersetzungsprojekt scheiterte. Die Manuskripte wurden anschlie?end vom Verlag Folio Fine Art Ltd. (London) bei einer Auktion erworben. Der Verlag beabsichtigte eine rasche Publikation des Textes in englischer Sprache. F?r das Editionsvorhaben wurde Walter Wallich gewonnen, der eine ?bersetzung der Erinnerungen Vosslers anfertigte. Sie erschien 1969 im Verlag The Folio Society.{142} Das Tagebuch blieb unpubliziert. Wallich stellte seiner ?bersetzung eine kurze Einf?hrung voran, in der er unter anderem Informationen verarbeitete, die er von Hermann Streng, Museumsleiter in Tuttlingen, sowie Archivaren des Hauptstaatsarchivs Stuttgart erhalten hatte. Die Aufzeichnungen Vosslers wurden nach erfolgter Publikation des englischen Textes der Stadt Tuttlingen, dem Landkreis Tuttlingen sowie dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart zum Kauf angeboten. Der Erwerb kam wegen des von den deutschen Kulturinstitutionen als sehr hoch erachteten Kaufpreises nicht zustande. Wallich ?bergab jedoch eine Reproduktion des Manuskripts an das Heimatmuseum
Tuttlingen; f?r das Hauptstaatsarchiv Stuttgart wurde hiervon eine zweite Kopie angefertigt.{143} Nachdem der Verkauf nach Deutschland gescheitert war, erwarb der niederl?ndische Mediziner, Jurist und Sammler historischer Dokumente Baron Cornelius Verheyden de Lancey (1889—1984) den Band Vosslers. Im Jahr 1994, wenige Monate nach dem Tod der Witwe Verheyden de Lanceys, Henrietta, im September 1993, wurde das Manuskript wiederum zum Verkauf angeboten. Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart konnte die Aufzeichnungen bei einer Auktion der Autografenhandlung J. A. Stargardt (Berlin) am 3./4. M?rz 1994 k?uflich erwerben. Wenige Jahre nach dem Kauf des Originalmanuskripts durch das Hauptstaatsarchiv und fast drei?ig Jahre nach der Erstausgabe einer englischen ?bersetzung erschien im Jahr 1998 eine Neuausgabe des Textes Wallichs.{144} Die englische Ausgabe diente ihrerseits als Grundlage f?r eine italienische ?bertragung der Kriegserinnerungen, die 2009 vom Verlag Chillemi publiziert wurde.{145} Bereits 2008 war eine franz?sische ?bersetzung erschienen.{146} Die Memoiren Heinrich Vosslers liegen demnach bis dato in englischer, franz?sischer und italienischer ?bersetzung, merkw?rdigerweise jedoch nicht in der deutschen Originalsprache im Druck vor. Das Tagebuch ist noch nicht ver?ffentlicht worden. Die 1969 und 1998 publizierte englische Textversion wurde in der internationalen Forschung in verschiedenen historiografischen Darstellungen rezipiert, so etwa im Werk von Adam Zamoyski.{147}